Margit Schreiner
Autobiographisches Schreiben und Körpergedächtnis
„Jeder Mensch erfindet sich früher oder später eine Geschichte, die er für sein Leben hält“ (Max Frisch, aus: Mein Name sei Gantenbein)
Autobiographisches Schreiben beruht auf Erinnerung, auf unserem Gedächtnis. Was aber ist das Gedächtnis und wo ist es angesiedelt? Was sind explizite und was sind implizite – vielleicht körperliche - Erinnerungen? Wie funktioniert überhaupt Erinnerung? Vielleicht müssen wir noch einen Schritt zurückgehen und uns fragen: Wie funktioniert unsere Wahrnehmung? Ist sie zuverlässig? Vielleicht ist sie so unzuverlässig wie unsere Erinnerung. Im Gedächtnis gespeichert sind nicht tatsächliche Ereignisse, gespeichert ist, inwiefern diese Ereignisse für uns sinnvoll waren und sind. Was ist mit den Erinnerungen, die uns nicht bewusst sind, spielen sie eine Rolle beim Schreiben?
„Ich habe gelebt … ganz so, wie ich die meisten von uns leben sehe. Indem ich immer wieder um Haaresbreite den mannigfaltigen Arten der Vernichtung entkam, meinen Körper rettete (das ist klar), vielleicht auch meine Seele; nicht aber, ohne hier und da Schaden zu nehmen am scharfgeschliffenen Rand meines Bewußtseins, dieses Erbstückes der Zeitalter, der Art, der Gruppe, der Familie, das bereit ist, Farbe anzunehmen und geformt zu werden durch Worte, Blicke, Handlungen, durch das Schweigen und die Unterlassungen, von denen die Kindheit umstellt ist; das von ererbter Tradition, von Glaubenssätzen und Vorurteilen in zartesten Schattierungen und grellsten Farben getönt, das unberechenbar, despotisch und oft in seiner Grundbeschaffenheit romantisch ist.“ (Joseph Conrad Über mich selbst, S.126)
Anmeldung bis 16. Mai: | 410,- / Studierende: 330,- |
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