Antonio Fian

Die Kunst des Dramoletts

Mi, 21. bis So, 25. Juli 2021

Dramolette, so wie sie in dieser Klasse erarbeitet werden sollen, nehmen für sich in Anspruch, eine eigenständige literarische Form zu sein, nicht anders als Gedichte oder Erzählungen. Häufig sind sie der satirischen Literatur zuzurechnen, aber keineswegs immer. Beckett, der Meister der leeren Bühne, ist so wenig Satiriker wie der Meister des kleinbürgerlichen Ehedramas Karl Valentin, auch wenn sich bei beiden gut lachen lässt. Die experimentellen Stücke René Altmanns, stille, minimalistische Impressionen, stehen in krassem Gegensatz zu Wolfgang Bauers Mikrodramen, diesen ungeheuren Materialschlachten in Minutenlänge. 

Material für Dramolette findet sich, wie für alle Literatur, allerorten, und zumindest genauso wie auf die Gestaltung des vorhandenen Materials kommt es darauf an, das richtige auszuwählen. Während von den vielen heiteren Anekdoten, die man, ob man will oder nicht, als Dramolette-Autor ständig erzählt bekommt, nur in Ausnahmefällen eine wert ist, niedergeschrieben zu werden, fallen einem oft gänzlich unerwartet Dialoge voll Tiefsinn und Trauer zu, wie beispielsweise dieser in dem matt erleuchteten Stiegenhaus des Altbauhauses, in dem ich wohne:

Männerstimme (von unten, betrunken, polternd): Moch a Liacht, Kanallje!
Knabenstimme (von oben): Is eh scho Liacht, Papa!

Das, in kürzest möglicher Form, ist ein Dramolett.

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